Nachdem ich die Erlebnisse etwas verdauen konnte, ist es mir wichtig, dass meine Geschichte gehört wird:
Wir sind um 03:30 Uhr auf der Party angekommen. Alles war so schön ausgerichtet. Coole und nette Leute, die kamen, um eine schöne Zeit zu verbringen und ein Festival, in das viel investiert wurde.
Um 06:30 Uhr, genau mit dem Morgengrauen, haben die Sirenen begonnen. Der Manager des Events schrie ins Mikrophon: „Die Party ist zu Ende - Raketenalarm!“ Alle haben angefangen, in alle Richtungen zu rennen. Die Reihe der Autos war lang und so beschlossen wir, ein wenig zu warten, bis sich der Stress beruhigt und der Raketenbeschuss aufhört. Um 07:00 Uhr haben wir gehört, dass Terroristen eingedrungen sind. In dieser Sekunde sind wir zu den Autos gerannt.
Wir sind genau einen Meter gefahren, bis uns die Nachricht erreichte, dass Terroristen auf jeden schossen, der zur Hauptstraße kam. Wir haben beschlossen, in der Nähe der Sicherheitsleute und Polizisten des Events zu bleiben, die Waffen bei sich hatten.
Wir sind bei ihnen gesessen und haben versucht, uns zu beruhigen und zu verstehen, was passiert ist. Dann hörten wir ganz in der Nähe Schüsse.
"Und dann haben wir gehört, wie diese Ungeheuer vor unserem Wohnwagen mit ihren Gewehren auf unsere Fenster geschlagen und versucht haben, die Tür zu öffnen."
Wir sind zu einem Wohnwagen gerannt und haben uns eingeschlossen. Die Schüsse sind näher gekommen und einige verirrte Kugeln sind auch in den Wohnwagen eingedrungen. Wir haben versucht, vollkommen still zu sein. Und dann haben wir gehört, wie diese Ungeheuer vor unserem Wohnwagen mit ihren Gewehren auf unsere Fenster geschlagen und versucht haben, die Tür zu öffnen. Und wieder Schüsse. Dann sind sie weitergezogen, um ihr Unwesen zu treiben.
Und dann sind sie zurückgekommen und haben 8 (!!!) Stunden lang versucht, den Wohnwagen zu öffnen. Einmal haben sie versucht, den Wohnwagen von dem angehängten Fahrzeug zu trennen und an ihr Fahrzeug zu kuppeln.
Wir sind 6 Leute im Wohnwagen. Er ist heiß, sehr heiß. Wir dürfen uns nicht bewegen. Kein Ton darf uns über die Lippen gehen, damit sie nicht hören, dass wir hier sind. Wir hören nicht auf, flüsternd die Polizei zu rufen, als sich die Terroristen wegbewegen.
Niemand kommt. Man hat uns vergessen. Die Luft im Wohnwagen wird sehr dünn. Das Gefühl von Ameisen überall am Körper. Wir versuchen einander wach zu halten. Aber wie viel Glück können wir schon haben? Wir haben innerlich damit abgeschlossen, dass wir hier nicht lebend herauskommen werden. Die Batterien der Handys sind leer. Und alles, was bleibt, ist zu Gott zu beten, dass ein Wunder geschieht. Zu unserem Glück sind viele Wunder geschehen.
Wir haben den Hummer unserer Armee gesehen.
Wir haben vorsichtig aus dem Fenster geblickt, um uns zu vergewissern, dass es unsere Soldaten waren und nicht Terroristen, die den Hummer an sich genommen hatten. Wir haben die Tür geöffnet und ein Soldat hat gerufen, wir sollen zu ihnen laufen. Es waren die längsten 300 Meter meines Lebens. Barfuß, zwischen den Glasscherben der zerstörten Autos.
Auf einem stacheligen Feld rennen wir zu den Soldaten, so schnell wie wir nur können, denn noch immer sind Terroristen in der Nähe. Wir sind zum Zeltlager der Verletzten gekommen und dort haben wir verstanden, dass wir nichts verstanden haben.
"Als wir auf die Hauptstraße gekommen sind, haben wir auf beiden Seiten der Straße einen Konvoi von Autos gesehen, ungefähr einen Kilometer lang, und neben jedem Auto eine Leiche. Das war ein Anblick, den man im ganzen Leben nicht vergessen wird."
Jeder, der nicht verletzt war oder unter Schock stand, hat versucht, den Verletzten zu helfen. Es gab viel Blut und viel Schock. Es gab Leute, die ganz alleine waren, weil alle ihre Freunde, mit denen sie auf der Party waren, umgebracht worden waren.
Dann ist ein Offizier ins Zelt gekommen und hat uns um die Schlüssel unserer Autos gebeten. In den kaputten Autos haben sie die Verletzten evakuiert. Als die letzten Verletzten evakuiert waren, haben wir die anderen, von den Terroristen zertrümmerten Autos genommen, die noch irgendwie fuhren. Und dann hat sich das Ausmaß der Katastrophe offenbart.
Es gab keinen halben Meter auf der Straße, auf dem keine Leiche lag. Polizisten, Soldaten, medizinische Hilfskräfte, junge Leute von der Party, Frauen, Männer, alle. Als wir auf die Hauptstraße gekommen sind, haben wir auf beiden Seiten der Straße einen Konvoi von Autos gesehen, ungefähr einen Kilometer lang, und neben jedem Auto eine Leiche. Das war ein Anblick, den man im ganzen Leben nicht vergessen wird. Wir fahren mit dem Wagen zwischen den Leichen durch. Manchmal müssen wir auf die Seitenwege ausweichen, weil Autos oder Leichen den Weg versperren. Wir fahren so schnell wie wir nur können, denn noch immer sind Terroristen in der Nähe!
Wir erreichen einen Treffpunkt in Ofakim. Wir sind etwas erleichtert und suchen Wege, nach Hause zu kommen. Ein offensichtliches Wunder ist hier passiert. Gott hat über uns gewacht. Nennt es, wie ihr wollt.
Sie hätten uns im Wohnwagen erschießen können, uns anzünden können, wie sie es mit anderen Fahrzeugen getan haben, oder uns mit dem Wohnwagen nach Gaza verschleppen können. Wo waren unsere Sicherheitsleute 8 verdammte Stunden lang?! Ich kann das Gefühl meines Schreckens und der Gräuel, die ich gesehen habe, nicht wirklich beschreiben.
Danke für das Leben, das uns geschenkt wurde. Nichts ist selbstverständlich. Ich hoffe auf ruhige Zeiten und darauf, dass alle Geiseln (Anmerkung; nach Gaza verschleppte Israelis) bald nach Hause zurückkehren. Ich trauere mit den Familien, die ihre Liebsten verloren haben, die nur auf einem Festival eine schöne Zeit verbringen wollten.
Mein Herz ist zerrissen.
Lital A.